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Intuition – Unterschätztes Geschenk

Intuition – Unterschätztes Geschenk

Instinkt hat mir das Leben gerettet!
In einer Verkehrssituation und mit der Geschwindigkeit von 80 km/h, bin ich einem aus dem Gegenverkehr abbiegenden PKW ausgewichen und habe es erst kurz danach realisiert. Die Überforderung war so groß, dass ich erst nach 15 Minuten wieder weiterfahren konnte.

James Lovelock schrieb im Alter von 100 Jahren über den Instinkt in seinem Buch Novozän:

„Stellen Sie sich einen Landspaziergang vor, bei dem Sie unerwartet an den Rand einer Klippe gelangen, die so hoch und so steil ist, dass ein weiterer Schritt in den sicheren Tod führen würde. (…) Jede weitere Vorwärtsbewegung wird blockiert. Jüngste Messungen zeigen, dass diese instinktive Reaktion innerhalb von 40 Millisekunden nach Wahrnehmung der Gefahr abläuft – lange bevor Sie sich der Klippe bewusst werden. Mit anderen Worten, Sie werden durch Ihren Instinkt gerettet, nicht durch rationale, bewusste Gedanken über die Gefahr des Absturzes.“

Lovelock schildert hier etwas Entscheidendes: In Momenten größter Gefahr ist es nicht das rationale Denken, das uns rettet – es ist unsere Intuition.

Doch genau diese Intuition hat unsere Zivilisation über Jahrhunderte systematisch abgewertet. Alles sollte berechenbar, erklärbar und rational sein. Das Bauchgefühl wurde zum Störfaktor degradiert. Lovelock hält das für fatal: Ohne Intuition sterben wir.

Einstein sagte einmal:
„Der intuitive Geist ist ein Geschenk und der rationale Geist ein treuer Diener. Wir haben eine Gesellschaft geschaffen, die den Diener ehrt und das Geschenk vergessen hat.“

Warum Intuition jetzt wichtiger wird

In unserer Zeit nimmt die Komplexität rasant zu. Informationen überfluten uns, Systeme werden undurchschaubarer, Veränderungen geschehen in immer kürzeren Abständen. Wer nur auf rationale Analyse setzt, läuft Gefahr, zu spät oder gar nicht mehr reagieren zu können.

Intuition ist die Fähigkeit, Muster wahrzunehmen, bevor sie in Worte gefasst sind. Sie ist unser innerer Kompass, der uns innerhalb von Millisekunden spüren lässt, ob etwas stimmt oder nicht. Sie sortiert Informationen, ohne dass wir es bewusst steuern.

Ich glaube: Wenn zukünftige Generationen dieser Komplexität begegnen wollen, haben sie nur eine Chance – durch Intuition. Schon heute spüre ich bei jungen Menschen einen feinen „Bullshit-Sensor“. Sie merken sehr schnell, wenn Worte und Taten nicht zusammenpassen.

Ein zweiter Frühling der Intuition?

Vielleicht erleben wir gerade den Beginn einer Rückkehr der Intuition. Nicht als Gegensatz zum Verstand, sondern als notwendige Ergänzung. Rationalität prüft, Intuition spürt. Nur beides zusammen macht uns handlungsfähig.

Intuition ist kein mystisches Extra, sondern ein überlebenswichtiges Geschenk. Es ist höchste Zeit, dass wir es wieder würdigen.

Klarstellung

Bewusst folge ich in diesem Blogbeitrag dem Autor James Lovelock in der Gleichsetzung von Instinkt und Intuition.
Streng genommen unterscheiden sich beide insofern voneinander, dass Instinkt das Überleben in Gefahr sichert und Intuition eher als implizite Intelligenz zu verstehen ist. Beides geschieht unbewusst und zahlt daher auf die im Text beschriebenen Thesen gleichermaßen ein.

Hier geht’s zum Buch Novozän von James Lovelock