Der Know-Why-Transfer
Der Know-Why-Transfer
Eine Theorie, die heute nicht mehr klar genug ist!
Simon Sinek wurde mit seinem Golden Circle weltberühmt. Sein Satz „People don’t buy what you do, they buy why you do it“ hat Führungskräfte und Unternehmen weltweit inspiriert. Der Gedanke: Menschen folgen nicht in erster Linie Produkten, Methoden oder Prozessen, sondern der Überzeugung, die dahintersteht.
Doch wenn wir die bekannte Kreisgrafik betrachten, entsteht schnell eine gewisse Unschärfe. Von innen nach außen – Why (Warum) im Kern, How (Wie) im mittleren Kreis und What (Was) als sichtbarer äußerer Ring. Statisch gesehen wirkt es, als lägen diese drei Aspekte nebeneinander.
Ich habe das Bild weitergedacht: Stelle ich den Golden Circle als 3D-Modell dar, verwandelt er sich in einen Kaskadenbrunnen (Titelbild). Oben sprudelt das „Why“ – der Sinn, die Überzeugung, das Fundament. Von dort fließt es ins „How“, in die Art und Weise, wie etwas getan wird. Schließlich erreicht es das „What“, also das konkrete Ergebnis oder Produkt. Erst in dieser Dynamik wird klar: Alles beginnt mit dem „Why“, und alles speist sich daraus.
Erkenntnis: Der Know-Why-Transfer
Meine Leidenschaft gilt der Organisationsentwicklung. Es ist meine fordernde Passion, Führungskräfte auf der Suche nach der Antwort auf die Frage „wohin sie führen“ zu begleiten.
Mitten im Prozess mit einem meiner Kunden habe ich eine entscheidende Erkenntnis erlangt, die ich gerne teilen möchte:
Spätestens, wenn ein langjähriger Mitarbeiter oder eine Mitarbeiterin in den Ruhestand wechselt, taucht die Frage auf, wie man das gesammelte Wissen und die Erfahrung dieser Person im Unternehmen halten kann.
Dabei fiel mir auf, dass in vielen Unternehmen eine Betrachtungsweise vorherrscht, die den Menschen von seinem Wissen trennt. „Know-how“ wird so gesehen, als ließe es sich wie ein Werkzeugkasten von der einen auf die andere Person übertragen. Vermutlich ist das noch ein Relikt aus der Industrialisierung, in der man dem Irrglauben verfiel, der Mensch sei eine austauschbare Maschine, bestehend aus Ersatzteilen.
Doch die Praxis zeigt: Der reine Know-how-Transfer gestaltet sich schwierig. Prozesse lassen sich dokumentieren, Handgriffe anlernen – aber die innere Motivation, das Verständnis für die Bedeutung und die Freude an der Aufgabe bleiben dabei oft auf der Strecke.
Ich glaube, die Ursache dafür gefunden zu haben – und sehe einen Ansatz, der nachhaltigere Effekte verspricht: den Know-why-Transfer.
Warum das für Unternehmen entscheidend ist
Denn Fachwissen allein aktiviert niemanden. Erst das Wissen um den Sinn – warum diese Arbeit wichtig ist, warum sich jemand vorher mit Leidenschaft eingebracht hat, warum die Aufgabe mehr bedeutet als ein Prozessschritt – setzt Energien frei.
Stellen wir uns ein Gespräch zwischen einem erfahrenen Techniker und einem neuen Mitarbeiter vor. Häufig konzentriert sich dieses Gespräch auf das Wie: So wird die Maschine bedient, so laufen die Abläufe, so funktioniert die Software. Doch entscheidender wäre eine Ergänzung: Warum hat der Vorgänger diese Aufgabe gern gemacht? Worin liegt die Bedeutung der Tätigkeit für das große Ganze?
Genau hier beginnt Unternehmenskultur im Alltag. Sinn ist kein Marketing-Slogan, sondern etwas, das im direkten Austausch erlebbar wird.
„Wer ein Warum zu leben hat, erträgt fast jedes Wie“
Dieses Zitat von Viktor Frankl fasst die Essenz zusammen. Wer weiß, warum er seine Lebenskraft in eine Aufgabe investiert, wird auch die weniger spannenden Tätigkeiten mit Sorgfalt und Qualität erledigen. Mehr noch: Er oder sie wird sich das nötige Know-how eigenständig und schnell aneignen – weil die Motivation von innen kommt.
Conclusion
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Know-how ist wichtig.
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Know-why ist entscheidend.
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Erst das „Why“ aktiviert Menschen. Es fließt als Quelle in das „How“ und drückt sich schließlich im „What“ aus.
Für Unternehmen bedeutet das: Eine gesunde Kultur stellt den Sinn ins Zentrum. Sie sorgt dafür, dass Wissen nicht gehortet, sondern bereitwillig geteilt wird. So entsteht eine Organisation, in der Menschen nicht nur Aufgaben erfüllen, sondern gemeinsam Zukunft gestalten.
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