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Bedürfnis Nr.1, Zugehörigkeit

Bedürfnis Nr.1,
Zugehörigkeit

Schon Aristoteles erkannte: „Der Mensch ist von Natur aus ein soziales Wesen.“ Wenn wir von unserer Gemeinschaft ausgeschlossen werden, kann das schwerwiegende Folgen haben, denn Einsamkeit wirkt sich nachweislich negativ auf unsere Gesundheit aus.

Das Prinzip der Zugehörigkeit, eines der drei systemischen Leitprinzipien des Open System Models, betont die essentielle Rolle sozialer Verbindungen. In meiner Arbeit mit Unternehmen setze ich dieses Leitprinzip ein, um den sozialen Zusammenhalt zu stärken. Ich bin überzeugt, dass Unternehmen eine aktive Verantwortung in der Förderung der Sozialkompetenz ihrer Mitarbeitenden übernehmen müssen.

Nach Eurostat* liegt die durchschnittliche Lebensarbeitszeit in der EU bei etwa 37 Jahren, und die durchschnittliche Wochenarbeitszeit variiert zwischen 35 und 40 Stunden. Dies bedeutet, dass ein erheblicher Teil unseres Lebens im Arbeitsumfeld stattfindet.

Der Mensch als soziales Wesen kann sich nur in einem Umfeld mit anderen entwickeln. Es ist daher klar, dass das Arbeitsumfeld nicht nur für die persönliche, sondern auch für die gesellschaftliche Entwicklung entscheidend ist. Wie Menschen im Arbeitsalltag miteinander umgehen, beeinflusst das Verhalten und den Zusammenhalt weit über den Arbeitsplatz hinaus.

Zugehörigkeit ist wichtig für die gesunde Entwicklung des Menschen. Wir leben auf einer Welt, in der es für uns darum geht, ständig zu lernen und uns weiterzuentwickeln.

Ein Beispiel für den Umgang mit systemischen Fehlern zeigt sich in einer auf den Kunden ausgerichteten Situation:

An der Rezeption eines Hotels war eine Auszubildende mit vielen Gästen überfordert, die alle gleichzeitig einchecken wollten. Die Gäste wurden ungeduldig, weil der Prozess länger dauerte und sie warten mussten.

Statt der Auszubildenden zu helfen, indem sie die Kunden besänftigt, hat die Rezeptionsleitung sie zur Seite gedrängt und den Prozess selbst übernommen. Mit den Worten „lass mich das machen“ wurde der Lernprozess der Auszubildenden unterbrochen. Dies führte nicht nur zu einer Verunsicherung, sondern auch zu einem Gefühl der Nichtzugehörigkeit, da ihre Bemühungen nicht wertgeschätzt wurden. 

Diese Situation machte nicht nur die akute Überforderung der Auszubildenden sichtbar, sondern verdeutlichte auch ein tieferliegendes Problem: Der Fokus lag vollständig auf den Wünschen der Kunden, während die eigene Entwicklung der Mitarbeitenden hinten anstehen musste. Indem die Rezeptionsleitung den Lernprozess der Auszubildenden unterbrach, wurde signalisiert, dass das unmittelbare Kundenerlebnis über der langfristigen Förderung und Schulung des Personals steht. Dies führt dazu, dass die persönliche Weiterentwicklung der Mitarbeitenden den Anforderungen des Kunden untergeordnet wird, was langfristig dem Unternehmen schadet.

*Quelle Eurostat

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